Freitag, 21.10.22:
Diesmal ist alles anders. Meine gewöhnlichen Begleiter und Begleiterinnen, Sören, Dzenita, Laura, Helle und Christina sind nicht dabei. Dafür wird ein lang ersehnter Traum von mir endlich erfüllt. Meine Familie und Arbeitskollegen sind dabei. Insgesamt 8 Leute – neuer Rekord!
Auch die Jahreszeit ist anders: Statt wie üblich in Februar oder März schreiben wir nun Ende Oktober.
Und dann sind es noch dazu ganze 2,5 Jahre her, dass wir letztes Mal in Senegal waren. Aber nun nach der Corona-Krise wollen wir es wieder wagen und treffen uns alle pünktlich im Flughafen von Zürich an einem regnerischen Freitagmorgen.
Dass Corona doch nicht ganz vorbei ist, erfahren wir ziemlich schnell. Zur Sicherheit schauen wir zum wiederholten Mal auf der Seite vom Auswärtigen Amt und erfahren diesmal, dass Senegal gestern seine Einreisebestimmungen geändert hat. Ohne Impf-Booster braucht es einen negativen PCR. Zum Glück haben wir genug Zeit und meine Kinder können im Flughafen einen Test machen und das Ergebnis ist zum Glück so, dass es uns die Weiterreise erlaubt. Vollgepackt mit 500 Zahnbürsten, verteilt in unseren Handgepäcken, steigen wir ins Flugzeug. Weil wir bei Iberia 225 Euro pro Koffer hätten zahlen müssen, haben wir uns geeinigt, nur mit Handgepäck zu reisen.
Beinahe hätte es mit den Zahnbürsten nicht geklappt. Durch einen Fehler waren sie am Tag vor der Abreise noch nicht eingetroffen. Curaprox hatte uns freundlicherweise 500 Zahnbürsten gesponsert. Als wir angerufen hatten, haben sie den Fehler sehr bedauert und spontan eine Mitarbeiterin auf den Wegen von Luzern nach Liechtenstein geschickt – Welch einen Service!
In Dakar werden wir wie immer von unserem Chauffeur You herzlich empfangen und erreichen am Abend unser Hotel in Saly.
Von links nach rechts: Unser Fahrer You, Dentalhygienikerin Anna, Zahnärztin Sabine, ich, meine Frau Andrea und unsere Kinder Nikojai und Aline, meine Schwiegermutter Cornelia und Dentalassistentin Yvonne.
Angenehm, auf die lange anstrengende Fahrt in den Norden Senegals verzichten zu können. Bei der letzten Reise in März 2020 mussten wir wegen dem Coronaausbruch unsere Reise frühzeitig beenden, um sicher zu sein, überhaupt zurückfliegen zu können. Schweren Herzens mussten wir die Einwohner von Diohine und die Schüler von Warang vertrösten und haben ihnen versprochen, dass sie nächstes Mal Vorrang haben. Auch weil meine Kinder nur eine Woche Herbstferien haben, sind wir diesmal nur 8 Tage unterwegs und reisen deshalb nicht in den Norden.
Wir haben aber gleich zu Beginn unseres Einsatzes eine kleine Sorge – im Laufe der Woche sollte es sich leider zeigen, dass diese Sorge uns noch die ganze Woche über beschäftigen würde: Die Arbeitsbewilligung von Diohine ist noch nicht eingetroffen – lediglich für Warang haben wir eine erhalten.
Nach einer Besprechung mit Malick, unserem Organisator Vorort, beschließen wir am nächsten Morgen nach Diohine zu fahren, um dort den fehlenden Stempel zu erhalten. Bis jetzt war die Bewilligung eher eine Formsache, die lokal ausgestellt wurde. Früher waren wir nur wegen der vielen Strassenkontrollen froh um eine Bewilligung zu haben, denn mit der Bewilligung in der Hand wurden wir immer gleich durchgewunken.
Samstag, 22.10.22:
Am frühen Morgen sind wir den bekannten Weg nach Diohine gefahren. Welch ein Unterschied – alles saftig grün! Die Regenzeit ist gerade letzte Woche zu Ende gegangen und im Gegensatz zu früheren Jahren ist dieses Jahr richtig viel Wasser gekommen. Überall sprießen grünen Pflanzen aus dem Boden.
Sonst ist alles beim Alten. Die Straße ist die gleiche, obwohl der Belag jetzt noch schlechter ist. Wegen den vielen LKWs, vor allem von Mali, hat es nun überall tiefe Löcher und You muss aufpassen nicht in den Löchern hineinzufahren – aber auf der andere Seite auch nicht in den Gegenverkehr zu geraten. Für die LKWs ist das Umfahren der Löcher schwieriger und ab und zu sieht man einen Lastwagen, der umgekippt am Straßenrand liegt.
Nach einer Stunde erreichen wir Keur Matin und danach geht es die letzte halbe Stunde an der Kiesstrasse an Mbetite vorbei bis Diohine. Wir werden von Soeur Clauthilde in der Maternitè freundlich empfangen und auf Fruchtsäfte und Knabbereien eingeladen.
Leider gibt es für uns keine guten Nachrichten. Die Bewilligung ist nicht gekommen und die Schwester meint, es könnte noch einige Tage dauern bis sie kommt. Sie findet es auch sehr bedauerlich, weil sie dieses Jahr besonders viele Patienten für uns hätte und unsere Ankunft sogar im Radio angekündet hatte.
Verzweiflung macht sich breit – gibt es wirklich gar nichts, das wir machen können? Ich habe zwar immer gesagt, dass die Prophylaxe wichtiger als die Behandlung ist – aber 1 Woche nur mit Instruktionen in den Schulen? Dafür reicht unser Vorrat an Zahnbürsten sicherlich nicht aus.
Ich bekomme die Idee Dr. Ba, einen Zahnarzt aus Ndioum, anzurufen. Zufällig ist er in Dakar und als er von unserem Problem erfährt, sagt er dass er Freunde hat, die den zuständigen Gesundheitsminister in Dakar gut kennen. Diese könnten ihn übermorgen, Montag, anrufen und Druck machen – wenigstens wieder ein kleiner Hoffnungsschimmer!
Trotzdem fahren wir ziemlich deprimiert zurück ins Hotel nach Saly.
Am Nachmittag fahren wir alle zusammen an den Fischmarkt in Mbour. Obwohl ich unseren Guide Anweisungen gebe, die schlimmste Halle auszulassen, kommen wir an unsere Grenzen – für uns Europäer ist es einfach nur eklig – vor allem der Gestank ist unbeschreiblich und die beiden jüngsten Frauen Anna und meine Tochter Aline möchten baldmöglichst nur so schnell wie möglich zurück ins Hotel. Auch ist es schwierig für uns zu sehen, wie diese prachtvollen Fische im Sand liegen und voller Fliegen sind.
Grösster, täglicher Fischmarkt in Mbour
Sonntag, 23.10.22: Heute hätten wir in Diohine arbeiten sollen, aber ohne Bewilligung dürfen wir nicht – und weil die Schulen am Wochenende geschlossen sind, können wir auch keine Instruktionen machen – also sind wir Touristen. Alle zusammen fahren wir nach Sine-Saloum. Auf dem Weg dorthin besuchen wir eine Serrerfamilie, die You kennt. In diesem Gebiet leben die Serrer immer noch ganz traditionell, d.h. nur von dem, was der Boden Ihnen gibt.
Aber auch hier macht die Entwicklung nicht Halt – die Tochter soll nächstes Jahr in Dakar an der Uni studieren.
Nächster Stopp auf unserem Ausflug ist der älteste Baobab von Westafrika – 850 Jahre alt. Der Baobab ist ein Baum, der eigentlich gar keinen Baum ist, sondern ein Geflecht von faserigen Büschen. Wegen der Fasern lässt sich das Holz nicht verarbeiten und kann lediglich verbrannt werden. Der Umfang dieses Baumes ist stolze 30 Meter und durch ein Loch können wir ins Innere des Baumes kriechen – ein spezielles Erlebnis, weil der Baum voller Fledermäuse ist.
Ältester Baobabbaum mit Eingang ins Innere
Wir fahren weiter und kommen gut im Sumpfgebiet an, wo wir eine Piroque mieten und durch die Mangroven fahren.
Letzter Stopp ist die Muschelinsel Ile des Coquillages. Sehr eindrücklich, weil praktisch alles auf der Insel aus Muscheln besteht. Ein schöner Abschluss eines erlebnisreichen Tages.
Schnappschuss auf der Muschelinsel
Montag, 24.10.22:
Endlich kommen wir zum Einsatz. Zwar nicht als Zahnärzte, sondern als Prophylaxeteam. Am frühen Morgen fahren wir wieder nach Diohine. Soeur Clauthilde hat mit den beiden Schulen im Zentrum bereits abgemacht, dass wir sie besuchen. In der ersten Schule instruieren wir zuerst die erste Klasse zusammen.
Yvonne und Anna sind neu dabei und Sabine war bereits einmal dabei. Nachdem die anderen gesehen haben, wie ich es normalerweise mache, haben wir uns in zwei Gruppen aufgeteilt. Sabine redet gut Französisch und hat zusammen mit Anna die jüngeren Klassen instruiert. Alles verlief sehr zufriedenstellend. Sowohl Kinder, wie Lehrer waren von unserem Einsatz beeindruckt und wir haben abgemacht, dass wir nächstes Jahr zurückkommen.
Gemeinsame Instruktion vor einer Schulklasse
Leider hat es sich gezeigt, dass unser Vorrat an Zahnbürsten zu gering ist. Mit 450 Schüler sind fast keine Zahnbürsten mehr übrig und wir müssen deshalb in der zweiten Schule, die wir ebenfalls auch schon früher besucht haben, auf das Verteilen der Bürsten verzichten. Stattdessen haben wir uns in zwei Gruppen aufgeteilt, alle Schüler auf den Schulhof gemeinsam instruiert – auch gut! Obwohl es natürlich noch mehr bringt, wenn jedes Kind eine eigene Zahnbürste in der Hand hält und direkt mitputzen kann.
In den 7 Koffern, die wir bei You lagern, haben wir keine Bürsten gefunden und der 8. Koffer ist mit einem Code verschlossen. Weder der Code von mir noch von Christina funktioniert und in den Fotos von unserem letzten Einsatz finden wir auch keinen Hinweis.
Dienstag, 25.10.22:
Neuer Hoffnungsschimmer. Gestern Abend bekam ich eine erfreuliche Nachricht von der Gründerin der Schule in Warang, Wir haben zwar bereits vor einem Monat eine Arbeitsbewilligung für Warang erhalten, aber nur die übliche lokal ausgestellte Bewilligung. Aber eigentlich sollten wir neu auch eine Bewilligung vom Gesundheitsminister selber erhalten um arbeiten zu dürfen, aber die Gründerin und Chefin der Schule Sofie Camara hat uns geschrieben, dass wir einfach mit der vorhandenen Bewilligung arbeiten sollen. Wir sind, wie Sofie, auch der Meinung, dass wir sicher nicht bestraft werden. Wir helfen schließlich notleidenden Menschen und dies sogar unentgeltlich. Voller Zuversicht fahren wir den kurzen Weg nach Warang, wo wir vom Schulleiter empfangen werden. Er ist ebenfalls zuversichtlich, aber er denkt, es wäre besser, wenn auch der Chefarzt (Gesundheitsdirektor) im Spital Mbour unsere Bewilligung unterschreibt. Laut ihm eine Formsache. Wir könnten jetzt gerade hinfahren und die Papiere unterschreiben lassen.
Der kleine Ausflug wird zum Desaster! Zuerst fährt der Schulleiter uns zum falschen Spital. Im richtigen Spital angekommen, müssen wir zuerst im Wartezimmer Platz nehmen. Als wir endlich drankommen, werden wir nicht vom Direktor empfangen, sondern von seinem Vizedirektor. Er ist, wie in Senegal üblich, ohne seinen Chef zu gar nichts berechtigt. Aber er kann uns telefonisch mit dem Direktor verbinden. Er erklärt uns ganz genau, wie sich die Regeln nun geändert haben. Dadurch, dass viele Quacksalber ohne Bewilligung während der Corona-Krise nach Senegal gereist sind, brauchen nun alle eine Bewilligung von oberster Stelle, humanitärer Zweck hin oder her, vom Gesundheitsminister persönlich. Aber nicht nur das. Unser zukünftiges Gesuch muss alle Diplome und Bewilligungen enthalten und das senegalesische Ministerium schickt danach alles an die entsprechenden europäischen Behörden (bei mir nach Dänemark, bei unserer Zahnärztin Sabine in die Schweiz) um zu überprüfen, dass die Antragstellenden tatsächlich die erworbenen Diplome besitzen. Unglaublich! Mir ist kein europäisches Land bekannt, welches so etwas derart gründlich kontrollieren würde.
Am Schluss fügt der Direktor dann noch dazu, dass wir auch keine Prophylaxe machen dürfen – nicht nur in Warang sondern in ganz Senegal. Jegliche Aktivitäten müssen per sofort eingestellt werden.
Achtung! Fussgänger auf der Strasse!
Wir fahren mit dem Schulleiter zurück in sein Büro. Er wiederholt die ernüchternden Informationen und informiert uns, dass wir gar nichts mehr machten dürften. Er behauptet sogar, dass die Polizei von jetzt an uns die ganze Zeit im Auge behalten wird und nur darauf warten würde, dass wir unsere Zahnbürsten auspacken und mit unseren Instruktionen beginnen würden. Er hätte dies sogar in den Augen der Polizisten gesehen, als wir an einer Polizeisperre vorbeigefahren sind. Ich weiß nicht, ob er sich verguckt hat oder uns angelogen hat. Wir waren uns auf jedem Fall nachher alle einig, dass die Polizisten uns keinen einzigen Blickes gewürdigt haben. Auch nicht als wir nachher zurück ins Hotel fahren. Schade! Wir hatten uns alle so darauf gefreut arbeiten zu dürfen. Vor allem hatten wir uns auf die Klassen mit den tauben und stummen Kindern gefreut.
Um die noch verbleibende Zeit doch noch bestmöglich zu nutzen, besuchen wir zuerst die Mutter von You und holen nachher meine Familie und fahren den relativ kurzen Weg zum Bandia Nationalpark, wo wir eine Safari machen.
Am Abend dann doch ein kleiner Lichtblick. Der Koffer mit dem unbekannten Code lässt sich nun doch noch dank des Codes von Sören, der letztes Mal mit mir in Senegal war, öffnen.
Und dieser Koffer ist vollgepackt mit Curaprox Zahnbürsten von unserem letzten Einsatz! Jetzt haben wir plötzlich viele Zahnbürsten, aber dürfen sie nicht verteilen – so ein Blödsinn! Wir beschließen gemeinsam, dass wir Soeur Clauthilde fragen, ob wir in den letzten 2 Schulen in Diohine auch Instruktionen durchführen dürfen.
Mittwoch, 26.10.22:
Soeur Clauthilde ist einverstanden und wir fahren in der Früh wieder nach Diohine. Eine Krankenschwester zeigt uns den Weg in eine Schule, die wir bisher nicht besucht haben. Ich habe heute auch meine Familie dabei.
Mein Sohn Nikolaj demonstriert die richtige Zahnputztechnik
Wir sind ein großes Team und alle 8 Helfer kommen zum Einsatz. In der ersten Klasse alle zusammen und danach aufgeteilt in 3 Gruppen. Nachher geht es in die letzte Schule von Diohine. Gleiches Prinzip mit 3 Prophylaxeteams. Sehr effizient und um 12.30 sind wir bereits fertig.
Links: Meine Tochter Aline, rechts: Sabine und Anna
Wir haben damit nur noch eine halbe Stunde bis Schulende um 13 Uhr. Wir erfahren, dass es außerhalb von Diohine eine Schule gibt die wir noch besuchen könnten. Die Schule hat einen lustigen französischen Namen, für uns klingt es wie „Bulldog“!
Schulleiter und Professoren sind begeistert über den spontanen Besuch. Obwohl wir erst kurz vor 13 Uhr eintreffen, sind alle gerne bereit länger zu bleiben.
Alle Schüler bleiben auf dem Schulhof und wir zeigen ihnen gemeinsam die korrekte Putztechnik.
Bin mir nicht sicher, ob das hierzulande gehen würde?
5 vor Feierabend alle Lehrer und Schüler mitteilen sie müssen, 1 Stunde länger zu bleiben, um korrektes Zähneputzen zu lernen?
Spielerische Mundhygieneinstruktion mit den ganz Kleinen
Donnerstag, 27.10.22:
Heute haben wir einen großen Ausflug vor uns, weswegen wir bereits um 06.30 Uhr nach Dakar losfahren. Trotz der frühen Abfahrt kommen wir voll in den Morgenverkehr von Dakar. Eindrücklich wie diese 4 Millionenstadt doch irgendwie funktioniert. Wir halten beim dem Monument zur Unabhängigkeit Senegals. Im Kopf der Figur hat es eine Aussichtsplattform mit fantastischer Aussicht. Von hier sieht man ganz Dakar, mit dem westlichsten Punkt Afrikas und die Insel Goree, die wir nachher besuchen werden.
Monument der Unabhängigkeit
Blick auf Dakar von der Aussichtsplattform
Am Hafen von Dakar nehmen wir mit einem Guide die Fähre zur Gefangeneninsel. Die Ile de Goree war während der Sklavenzeit vom 15. bis 19. Jahrhundert die Hauptinsel für den Verkauf von Sklaven. Hier wurden zwischen 15 und 20 Millionen Frauen, Männer und Kinder verkauft und hauptsächlich nach Amerika und Europa verschifft. Die Unmenschlichkeit lässt sich in Worten kaum fassen… Seit 1978 ist die Insel berechtigterweise nun auch Weltkulturerbe mit vielen bekannten Besuchern, u.a. Nelson Mandela und Barack Obama.
Ile de Goree: Die Idylle trügt…
Freitag, 28.10.22:
Wir haben noch etwa 500 Zahnbürsten und wollen an unserem letzten Tag diese auch gerne sinnvoll einsetzen. You empfiehlt uns eine Schule in Mbour. Leider konnte er die Schule am Vortag nicht erreichen und You meint, wir sollen lieber surfen gehen. Auch schön, aber wir möchten lieber arbeiten und sagen You, dass wir es spontan versuchen möchten. Bis jetzt waren die Schulen immer begeistert, wenn wir sie besucht haben und wir können uns gar nicht vorstellen, dass sie kein Interesse hätten.
Die Schulleiterin begrüßt uns und bekundet auch große Interesse und wäre uns auch sehr dankbar, wenn wir nächstes Jahr wiederkommen würden. Die Schule liegt im Armenviertel von Mbour und hat rund 1500 Schüler, also dreimal so viel wie wir Zahnbürsten haben. Die Schule Platzt aus allen Nähten. Drei neue Klassenzimmer in Containern sind von den Chinesen gebaut worden, aber warten seit Jahren auf ihre Einweihung, weil Tische und Stühle noch fehlen und leider sind sie auch fest verschlossen und man darf sie nicht mal leer benutzen – was für eine Verschwendung! Nun ist es so, dass wegen der fehlenden Klassenzimmer die Schüler gestaffelt Unterricht bekommen.
In der Sportstunde sind die Schüler der glühenden Sonne ausgesetzt, obwohl der riesige Schulhof einen großen Baum hat, der ihnen etwas Schatten bieten würde. Aber hier haben die Lehrer ihre Autos geparkt und die Schüler müssen die pralle Hitze so ertragen!
Nach vollendeter Tat sind wir zum Mittagessen bei You und seiner Familie eingeladen. Wir haben in der vergangenen Woche täglich 1- bis 2-mal Fisch/Fleisch gehabt und haben deshalb vorher You und seine Frau Nabu gebeten, vegetarisch zu kochen. Wir haben diverses köstliches, lokales Gemüse mit Reis und Süßkartoffeln bekommen. Am liebsten hätten wir alle zusammen gegessen, aber wie es in Senegal üblich ist, essen Gäste getrennt von ihren Gastgebern.
Wir sind total fasziniert von den süßen und bildhübschen Kindern. Hier Fabu, die Tochter von You’s Bruder und You’s Sohn Camu.
Yous Schwägerin, sein Bruder, seine Frau und seine Nichte Fabu und sein Sohn Camu
Schwingen ist Nationalsport in Senegal. Im Bild unten versucht es der nationale Schweizer Champion (aka mein Sohn) gegen den Senegalmeister Bombardier (aka You).
Nach einem schönen Tag ist es nun doch Zeit „Au revoir“ zu sagen. Wir brechen zum Flughafen auf und sitzen bald im Flieger, der uns nach Hause bringt.
Am Abend und in der Nacht während dem langen Flug nach Zürich kann ich nicht schlafen und habe reichlich Zeit mir Gedanken zu unserem Besuch in Senegal zu machen.
Vor der Abreise hatte ich mir ebenfalls Gedanken gemacht und mir u.A. die Frage gestellt, was mir diesmal am wichtigsten sei. Ich bin zum Schluss gekommen, dass eine gute Stimmung zwischen den Teilnehmern mir am wichtigsten sei und bin nun nach der Reise erleichtert, dass dies auch gelungen ist. Alle Teilnehmer haben zu einer angenehmen, entspannten und freundlichen Atmosphäre beigetragen. Mit dem üblichen Team hatten wir noch nie irgendwelche Unstimmigkeiten, aber diesmal war alles anders und ich war mir vor der Reise nicht sicher, ob die Kombination meines eigenen Teams, meiner Familie mit Andrea und den Kindern und mit meiner Schwiegermutter eine gute Kombination sei. Zum Glück sind alle sehr umgänglich und die Faszination von Afrika war für uns alle eine Bereicherung. Andrea und unsere Kinder Nikolaj und Aline haben es ebenfalls genossen. Für sie waren es natürlich eher Ferien. Alle haben jedoch gemeint, dass der Tag in Diohine, als sie mithelfen konnten, das Beste war, was sie in Senegal erlebt haben.
Für Zahnärztin Sabine war es der zweite Einsatz und für Dentalhygienikerin Anna und Dentalassistentin Yvonne das erstes Mal. Alle drei inklusive mir hätten natürlich lieber auch Zahnbehandlungen durchgeführt und die Enttäuschung war schon spürbar, aber es blieb uns nichts anderes übrig als zu versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und alle haben fleißig angepackt und dafür mehr Prophylaxe als in den Jahren zuvor gemacht.
Ich habe immer betont, dass die Behandlungen nicht das Wichtigste seien. Falls wir langfristig etwas bewirken möchten, müssen wir vor allem der Prophylaxe den Vorrang geben.
Langfristig ist es das Ziel, später Prophylaxepersonal in FL oder im französischsprachigen Teil der Schweiz oder in Senegal auszubilden.
Für den nächsten Besuch wird jedoch die größte Herausforderung sein, die nötige Bewilligung zu bekommen. Ich würde am liebsten schon 6 Monaten vorher die Gesuche einreichen, aber zu diesem Zeitpunkt wissen wir oft nicht, wann wir genau wo zum Einsatz kommen und wer mitreisen wird.
Ein großer Dank an allen Teilnehmer und an unseren Sponsoren und Gönnern.