Unsere diesjährige Reise nach Senegal stand leider ganz im Zeichen des Coronavirus.

Bereits eine Woche vor unsere geplante Abreise am 11. März haben wir diskutiert, ob es überhaupt sinnvoll ist abzureisen. Es gab jedoch zu diesem Zeitpunkt keine Reiserestriktionen und sowohl Liechtenstein, wie auch Senegal hatten keine Infizierten. Wir haben deshalb gemeinsam (und einstimmig) entschieden, dass wir es riskieren.

Die Reise ging sehr gut. Die letzten Jahre sind wir immer mit TAP geflogen, aber dieses Jahr sind wir, wie bei meinem ersten Besuch, mit Brusselsair geflogen. Unser Plan war die Zeit bestmöglich zu nutzen. Wir hatten einen frühen Flug und kamen dadurch bereits am Nachmittag um 17 Uhr in Dakar an und wollten dann gleich durch die Nacht nach Ndioum fahren. Leider hatte Dzenita die üblichen Probleme mit dem Visum. Dennoch hatten wir Glück. Der Bruder von unserem Kontaktperson und Koordinator Malick arbeitet im Flughafen. Wie es in Senegal die Regel ist hilft man einander und dank seiner Hilfe konnten wir um 21 Uhr unseren treuen Chauffeur You begrüßen.

In dem altbekannten Landcruiser von You sind wir die ganze Nacht Richtung Norden gefahren und am nächsten Morgen in unserem Hotel in Ndioum angekommen. Einige von uns waren nach der langen Reise bereits ziemlich müde (leider besitzen wir nicht alle die Gabe von Sören, der egal wo er ist überall einschlafen kann).

Malick hatte bereits im Vorfeld für uns organisiert, dass wir am gleichen Morgen schon mit der Arbeit in Alwar anfangen. Wie immer wurden wir herzlich von den Einwohnern von meinem Lieblingsort begrüßt.

Unser Equipment wurde seit letztes Jahr von You aufbewahrt. Weil wir dieses Jahr wieder mit 6 Helfer angereist waren, hatten wir nicht Platz für die zusätzlichen Koffer mit Material, Behandlungseinheit etc. und hatten deshalb You gebeten die Koffer bereits vor unsere Ankunft nach Ndioum zu schicken. Zu unsere große Erleichterung hat das geklappt – die Koffer mit Inhalt waren da!

Danach hat das grosse auspacken und aufstellen begonnen. Es ist uns dabei aufgefallen, dass wir Jahr für Jahr immer mehr Material verfrachten. Wenn wir weiterhin 6 Leute mit Privatgepäck und dazu auch das ganze Equipment in einem Toyota Landqruiser unterbringen wollen, müssen wir unbedingt anfangen zu sortieren.

Aber zuerst ging es an die Arbeit. Helle und Dzenita und Sören mit Laura haben ihren bewehrten Teams gebildet und ich durfte dieses Jahr mit Sabine zusammen arbeiten. Sabine hat letztes Jahr in meiner Praxis als Zahnärztin angefangen. Sie hat sich sehr schnell in unsere Truppe integriert und mit ihren unkomplizierten Zugang zu der Arbeit hat sie sich schnell als eine verlässliche Zahnärztin etabliert. Sabine war letztes Jahr privat in Afrika und war dadurch schon an die primitiven Verhältnissen gewöhnt.

Wie immer in Alwar waren wir mehr als ausgelastet mit Patienten. An beiden Arbeitstagen haben wir bei 40 Grad plus bis am Abend viele schmerzenden Zähne extrahiert.

Alles perfekt organisiert und koordiniert von unserem treuen Helfer vor Ort- Malick.

Sören und Laura

Sabine und Niels

Bettelnde Kinder bei Helle

Bereits am ersten Abend hat Christina uns angerufen. Christina war als Zahnärztin die letzten Jahren Jahren immer dabei, aber musste dieses Jahr wegen Schwangerschaft leider Zuhause bleiben. Christina hat uns erzählt, dass die Ereignisse in Dänemark sich überschlagen. Um weitere Ansteckungen mit Corona zu vermeiden, werden alle dänischen Staatsbürger und Staatsbürgerrinnen dazu aufgefordert nach Dänemark zurück zu kehren.

Unsere Zahnärztin Helle ist in Dänemark wohnhaft und würde bei einem längeren Aufenthalt riskieren, nicht mehr nach Dänemark einreisen zu können.

Wir haben deshalb beschlossen (wieder einstimmig) die Reise frühzeitig abzubrechen und haben bereits angefangen einen alternativen Flug zu suchen.

An unserem letztem Abend in Nfioum als Sören und ich bei der Familie von Malick vorbeigefahren sind um uns zu verabschieden, wurden wir positiv überrascht. Ein junger Mann wurde uns vorgestellt. Als vorsitzender der Jugendkommision von Ndioum hat er uns erzählt, dass die Kommision sich dafür entschieden hätte, sich intensiv mit dem Thema Zahnprophylaxe zu beschäftigen. In der kommende Woche seien verschiedenen initiativen geplant. Sie hatten es eigentlich alles perfekt geplant und die Zeitpunkt hätte auch ideal gepasst, weil wir die nächsten Tagen in Ndioum hätten arbeiten sollen.

Schade, dass wir wegen Corona die Jugend von Ndioum diesmal nicht unterstützen konnten. Wir haben jedoch abgemacht in Kontakt zu bleiben und ich habe das Gefühl die Jugendkommision könnte einen wichtigen Partner werden, wenn wir in Zukunft vernehrt in Zahnprophylaxe investieren wollen.

Als Dank für unseren Einsatz haben wir von der Kommision einen T-Shirt mit Aufdruck geschenkt bekommen.

Bevor wir uns ganz von Ndioum verabschiedet haben, hatte ich noch die Gelegenheit mit Dr. Ba über unseren Zukunftpläne zu reden. Seit dem Besuch in Senegal in 2019 ist bei mir und in unserem Team die Idee gereift, nicht nur selber in Senegal tätig zu sein. Wenn wir einen Team von Propylaxemitarbeiterinnen in Senegal ausbilden könnten, könnten wir viel mehr Menschen in diesem riesigem Land erreichen. Ich hatte deshalb bereits in 2019 das Gesundheitsministerium geschrieben und Ihnen gefragt, ob sie an eine Zusammenarbeit Interesse hätten.

Nachdem ich (nicht unerwartet) keine Antwort bekam, habe ich die Botschaft von Senegal in Genf geschrieben – auch keine Antwort.

Wir haben uns deshalb entschieden anstatt Zentral eher Lokal zu versuchen etwas aufzubauen. Die letzten Monaten vor unserem Besuch hatte ich deshalb viel Emailkontakt mit Dr. Ba. Ich habe ihn geschrieben, dass wir planen Leute aus Senegal entweder in Senegal oder bei uns in Europa auszubilden. Dr. Ba hat unsere Vision seinen Vorgesetzten vorgestellt und mir zurück geschrieben, dass ein Interesse besteht.

Dr. Ba mit einem seiner Söhne

Das Treffen mit Dr. Ba, der Zahnarzt von Ndioum, am letztem Abend war für mich deshalb eine gute Gelegenheit ihn über unseren Ideen ausführlich zu erklären. Er war wie erwartet sehr positiv und hat mir versprochen, dass er sich für das Projekt einsetzen wird und sich bereit erklärt für uns kontaktperson zu sein. Hoffentlich wird er die nötige Zeit dafür einplanen können . Als einziger Zahnarzt in einem Gebiet so gross wie die Ostschweiz sicher nicht einfach.

Am nächsten Morgen sind wir bereits um 3 Uhr aufgestanden um Richtung Flughafen zu fahren.

Schade, dass wir dieses Jahr nach nur zwei Arbeitstagen abreisen mussten. Wenigstens konnten wir die Arbeit in Alwar planmässig durchführen, aber die Patienten von Ndioum und Diohine gingen diesmal leer aus. Auch die Kinder in Warang von Sophie Camara konnten wir leider auch nicht besuchen.

Unserer Besuch bei den gehörlosen Kinder in Warang steht für mich als eines der Highlights vom letzten Jahr. Wegen der schlechte Koordination von Babacar in Mbetite hatten wir uns deshalb entschieden Mbetite auszulassen um dafür die gute Zusammenarbeit mit Sophie Camara auszubauen – vor allem in dem Bereich der Prophylaxe.

Um wenigstens noch die Leute von Diohine und Warang nicht ganz im Stich zu lassen, haben wir abgemacht, dass wenn die Coronasituation im Herbst sich entspannt eine einwöchige Reise zu planen. Wie wir alle nun wissen hat sich die Situation nicht entschärft und die nächste geplante Reise wird deshalb frühestens in Februar oder März 2021 werden.
Wir freuen uns!

Mauren im September 2020

Niels Hörnö
Präsident Zahnärzte für Afrika

Auf den nächsten Seiten folgen einigen Impressionen aus Senegal.

Wartezimmer – drinnen und draussen

Mittagspause in Alwar. Niels Hörnö, Laura Olsen, Helle Langhede, Sabine Koba, Dzenita Muric, Sören Olsen.

Unser Team vor dem Eingang zur relativ neuen Gesundheitsstation von Alwar

Happy end! Nach einer schwierige Schwangerschaft und einer Geburt voller Komplikationen hat die Frau von You 2,5 Monaten nach unsere Abreise einen gesunden Jungen zur Welt gebracht!