Der Anfang:

Bereits vor vielen Jahren als ich die spannenden Geschichten aus Afrika von meinen Kollegen Dres. Egon Matt und Pepo Frick gehört habe, habe ich gedacht, „so was möchte ich eines Tages auch machen. Etwas Sinnvolles. Anderen Menschen helfen und dabei selber etwas Interessantes erleben“.

Zu diesem Zeitpunkt gab es jedoch keine Hilfsorganisationen für Zahnärzte die für mich in Frage kamen. Als Ute Wild, eine Patientin von mir, von ihrer Arbeit in Senegal erzählt hat, habe ich die Idee bekommen, ich könnte vielleicht auch wie Ute etwas selber auf die Beine stellen. Ich habe sie deshalb gefragt, ob sie bei der nächsten Reise bitte abklären könnte, ob es für mich als Zahnarzt irgendwo möglich wäre zu helfen.

Ute ist aus Afrika zurückgekommen und hat berichtet, dass sie durchaus den Eindruck hat, dass zahnärztliche Hilfe dringend nötig sei, aber geeigneten Räumlichkeiten gab es zu diesem Zeitpunkt noch keine. Erst ein Jahr später war es soweit. In einem kleinen Dorf, wo Ute mit ihre Organisation Teranga, Schulzimmer gebaut hatte, hatte sie ebenfalls den Bau einer Gesundheitsstation organisiert. Hier gebe es für mich durchaus die Möglichkeit zu arbeiten.

Im ersten Jahr bin ich dann mit Ute nach Senegal gereist und konnte mit eigenen Augen feststellen, dass die Not tatsächtlich sehr gross war und dass es für mich als Zahnarzt durchaus möglich wäre zu helfen.

Bei der ersten Reise habe ich vor allem Kontakte geknüpft und Prophylaxearbeit in den Schulen verrichtet.

Vor der zweiten Reise habe ich dank Hilfe von verschiedene Sponsoren in eine mobile Behandlungseinheit investieren können. Meine Schwester Malene Schmidt, die in Dänemark als Zahnärztin arbeitet reiste dann im zweitem Jahr mit nach Ndioum im norden Senegals.

Darauf folgten weitere Einsätze in den Dörfern Mbetite und Diohine. Zuerst zusammen mit Christina Renee Bjerre und Sören Olsen mit seiner Tochter Laura und später auch mit Helle Langhede und Dzenita Muric.

Im Jahre 2016 folgte die Gründung von unserem Verein Zahnärzte für Afrika.

Dank grosszüger Hilfe durch ehrenamtliche Arbeit, vor allem von Leone Ming und Clemens von Vogelsang haben wir nun auch unseren Hompage zfa.li eröffnen können.

Ich wünsche allen Interessierten Leser viel Vergnügen beim lesen vom meinem Reisebericht vom März 2019.

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12 wunderschöne Tage in diesem eindrücklichen Land gehen leider langsam zu Ende. Es ist heute unser letzter Tag.

Bereits letztes Jahr mussten wir im neuen Flughafen von Dakar 3 Stunden auf ein Visum warten. Diesmal sind wir um 01.30 gelandet und mussten die ganze Nacht bis 8.30 warten bis es endlich geklappt hat.

Fünf von uns sind Dänen und brauchen zum Glück als EU-Bürger kein Visum, aber Dzenita ist als Montenegrinern darauf angewiesen. Wir waren natürlich alle frustriert und auf Anfrage hat mir der Beamte das Problem erklärt: Er müsse zuerst seinen Vorgesetzten im Flughafen fragen. Der muss dann seinen Vorgesetzten fragen und so geht es weiter bis der Zweitletzte in der Reihe den Innenminister anrufen muss. Der muss danach durch die Kette zurück mitteilen, ob das Visum nun erteilt werden kann oder nicht. Zur Erklärung hat er mir diese Skizze gemacht:

Der neue Flughafen von Dakar

Weil wir in der Nacht gelandet sind, war es leider nicht möglich den Innenminister zu wecken…. Zum Glück sollte es nächstes Jahr besser werden. Dzenita erwartet in diesem Jahr Schweizerin zu werden.

Anstatt in der kühlen Nacht durch Senegal zu fahren, sind wir tagsüber mit unserem Chauffeur You Richtung Norden Senegals gefahren und knapp 9 Stunden später in Ndioum angekommen. You hatte eigentlich vor ein neueres Auto zu kaufen, aber dies wurde verschoben. Dafür hat das Auto eine Generalüberholung bekommen und ist jetzt dunkelgrau anstatt wie früher Weiß. Die Klimaanlage war leider defekt und die dunkle Farbe des Autos war bei beinahe 40 Grad Hitze dadurch eher von Nachteil.

Bote (Piroque) am Strand von Saint Louis (Eigentlich keine einzige Wolke am Himmel – aber kein blauer Himmel wegen eines Sandsturms)

Unser diesjähriger Einsatz war der fünfte. Die ersten zwei Jahre waren wir im Norden Senegals und haben in dem kleinen Dorf Alwar und in der Stadt Ndioum Prophylaxearbeit und im zweiten Jahr auch Behandlungen gemacht.

Nach zwei Jahren wo wir uns auf die Arbeit in den südlicheren gelegenen Dörfer Mbetite und Diohine konzentriert haben, hatten wir beschlossen diesmal auch den Norden mit Ndioum und Alwar einzuschließen.

Der Norden war für mich immer etwas Besonderes. Überall in Senegal sind wir eigentlich nur freundlichen Menschen begegnet, aber die Leute im Norden sind einfach noch etwas netter, hilfsbereiter und auch fröhlicher. Meine fünf Reisebegleiter, die den Norden noch nie erlebt hatten, wollte ich diesen Teil von Senegal unbedingt zeigen. Es ist zwar eine lange anstrengende Reise, aber es lohnt sich. Dazu kam auch, dass es bei den ersten beiden Besuchen in Alwar und Ndioum extrem viel Arbeit gab und dass ich der Bevölkerung damals mein Wort gegeben habe, dass wir wiederkommen.

Ausläufer vom Senegalfluss direkt vor unserem Hotel. (Der Hauptfluss bildet die Grenze nach Mauretanien),

Als wir in Ndioum im Hotel angekommen waren sind wir nachher zur Familie vom Malick gefahren, wo wir herzlich empfangen wurden. Mariam, die Schwägerin hat eine üppige Mahlzeit für uns zubereitet. Ich kenne Malick seit fünf Jahren. Er war schon immer ein zuverlässiger Partner von der Hilfsorganisation Teranga, die von Ute Wild geleitet wird und hat uns die letzten Jahre auch immer viel geholfen.

Alwar:

Am nächsten Morgen sind wir Richtung Alwar aufgebrochen. Alwar hat sich durch die neue Straße ziemlich verändert. Beim ersten Besuch gab es gar keine Straße und wir mussten einen Einheimischen dabei haben, um Alwar überhaupt zu finden. Nun gibt es eine geteerte Straße und statt mit zwei Kleinfähren über die Flüsse zu fahren, gibt es zwei Brücken. Statt einer Stunde dauert es nun 15 Minuten. Die Straße bringt leider nicht nur Vorteile. Vorher war Alwar ganz sauber, weil alle traditionell gelebt haben. Durch die Straße ist es nun anders. Die Konsumgesellschaft macht auch hier keinen Halt und wie überall in Senegal liegt immer mehr Abfall auf dem Boden. Vor allem Plastik.

Die Menschen hatten sich zum Glück nicht verändert. Wir wurden sehr lieb von den Dorfältesten und meinem Bekannten von früher Ba empfangen. Ba ist weiterhin Lehrer an der Primarschule und für uns eine wichtige Kontaktperson, weil er als Einziger in dem Dorf mit etwa 1000 Einwohner englisch spricht. Laura und ich können uns zwar einigermaßen in Französisch verständigen, aber in Englisch ist es natürlich viel einfacher und die anderen 4 von uns können dann auch mitreden. Wenn ich manchmal eine freie Minute oder zwei habe, versuche ich weiterhin mein Französisch mit Babbel (Onlineprogramm) zu verbessern.

Außer der neuen Straße hat Alwar auch eine neue Dispensaire (Gesundheitsstation) bekommen. Das neue Gebäude ist einiges grösser als das alte, aber die Stromversorgung hatte leider noch gefehlt. Um ein gutes Arbeitslicht zu bekommen, sind wir auf Strom angewiesen. Die Einheimischen haben dann eine provisorische Lösung gesucht und eine Verkabelung vom anderen Gebäude verlegt. Hat einigermaßen gut funktioniert, außer den üblichen Stromausfällen, die man überall in Senegal erlebt.

Eines von drei Behandlungszimmern

Mittag in Alwar

Gute Infrastruktur und vor allem gute Planung und Organisation von den Leuten von Alwar und Malick. Und vor allem, wie früher, ganz viel Arbeit. An den beiden Arbeitstagen in Alwar haben wir insgesamt 238 Patienten behandelt.

Die Not war derart groß, dass wir abgemacht haben solange zu arbeiten bis der letzte Patient behandelt ist. Als wir um 20.30 rauskamen war es längst dunkel geworden.

Weil Alwar muslimisch ist war es kein Problem am Samstag und Sonntag zu arbeiten. Einziger Nachteil war, dass die Schule natürlich geschlossen war und dass wir deswegen keine Zahnprophylaxe machen konnten. Wir haben deshalb mit Ba abgemacht, dass Laura und ich am Dienstagnachmittag zurückkommen.

Ndioum:

An den beiden folgenden Tagen hatten wir abgemacht in Ndioum zu arbeiten. Ich war ziemlich gespannt. Vor allem auf die Laune vom Stationsleiter Saidoo Sall. Als ich vor vier Jahren zusammen mit meiner Schwester Malene, die ebenfalls Zahnärztin ist, in seiner Station gearbeitet habe, hatte ich manchmal seine schlechte Laune zu spüren bekommen.

Diesmal war es anders. Er war eigentlich immer gut drauf und beide Tagen, hat er seine Kinder Katja und Omar als unseren Assistentinnen zur Verfügung gestellt. Am zweiten Tag hat er uns sogar Kaffee gebracht. Das einzige Mal wo Saidoo laut geworden ist, war bei der Einteilung der vielen wartenden Patienten. Wie in Alwar, hatten sie Listen mit Patientennamen gemacht. An beiden Tagen waren mehr als 130 Patienten eingetragen. Eine Anzahl wo auch wir an unseren Grenzen kommen, aber auch hier haben wir abgemacht bis zum letzten Patient durch zu arbeiten.

Der große Andrang war eine Folge, dass bereits vorab im Radio vom Ndioum kundgetan wurde, dass wir kommen und die Behandlungen kostenlos sind. Eigentlich ist es für uns nicht möglich derart viele Patienten pro Tag zu behandeln, aber bei einigen war entweder keine Behandlung nötig oder schlichtweg nicht möglich. Ohne Röntgen ist es halt manchmal nicht immer möglich die korrekte Diagnose zu stellen und ohne eindeutige Diagnose machen wir keine Behandlung. Dazu hatten wir abgemacht, dass nur Patienten mit Schmerzen behandelt werden.

Alles in einem Raum aufgestellt.


Unser Team: Malick, Niels, Helle, Christina, Stationsleiter Saidoo, Laura, Sören, Dzenita

Neugierige Kinder

Wie letztes Jahr mussten wir zusehen wie ein Kind geohrfeigt wurde. Das etwa 9- Jährige Mädchen hatte anfangs offensichtlich sehr viel Angst und hat geweint. Als wir dabei waren sie zu beruhigen, kommt Omar und schlägt sie. Für uns eine schwierige Situation, weil wir bei Ihnen zu Gast sind. Wir sind viel in den Schulen unterwegs und sehen öfters wie ausgeteilt wird. In diesen Situationen sagen wir nichts. Es ist nicht unsere Aufgabe als Gäste ihre Erziehung zu bewerten oder zu verurteilen.

Wenn wir jedoch unseren Behandlungszimmern aufbauen, ist es für uns etwas anderes. Hier wird nach unseren Prinzipien gearbeitet und dazu gehört natürlich auch die Kinder respektvoll zu behandeln. Wir haben Omar deshalb so freundlich wie überhaupt möglich erklärt, dass er dies in Zukunft bei uns unterlassen soll, weil es nicht zu unserer Kultur gehört (oder zumindest nicht mehr) und weil wir es für unnötig erhalten.

Am Montagmittag haben wir Zusammen mit You in einem Restaurant in Ndioum gegessen. Wie immer traditionell senegalesisch und wie immer sehr schmackhaft und lecker zubereitet. Hier im Norden ist alles nochmals etwas günstiger. Wir haben 3500 Cefa bezahlt- Dies entspricht 5 Euro- für 7 Personen!

Nachher bin ich mit Laura ins College von Ndioum gegangen. Es hat zwei davon in Ndioum und irgendwie hat You uns zum falschen gebracht. Als ich dies realisierte konnte ich nicht nein sagen. Schließlich waren wir schon da und die Lehrerschaft war von unserem Prophylaxe-Programm sehr angetan. Der Bruder von Malick, Samba arbeitet in diesem College. Zusammen mit Laura konnten wir zumindest die Schüler für das Thema Zahnprophylaxe sensibilisieren.

Am Dienstagmittag waren wir bei der Familie von der Frau von Malick eingeladen. Malick hat eine sehr nette Frau vor einem Jahr geheiratet.

Sie wohnen an der anderen Flussseite von Ndioum. Wie üblich wohnen alle drei Generationen unter einem Dach in einer Lehmhütte. Alle waren sehr gastfreundlich und es war für uns sehr spannend zu sehen wie eine traditionelle Familie in Ndioum lebt. Eigentlich ist es unnötig zu erwähnen, dass sie gastfreundlich waren. Das sind sie immer. Das gehört zu ihrer Kultur und man bekommt das Gefühl, dass auch diejenigen, die fast nichts besitzen Herzens gerne ihre Gäste einer Festmahlzeit offerieren. Sie haben für ihre Gastfreundschaft ein Wort: „ Teranga“.

Wir haben die nette Familie im Gegenzug reichlich mit Kleider und Spielzeug von Zuhause beschenkt.

Gemeinsames Essen in der Lehmhütte (Die Schuhe werden vorher immer ausgezogen.)

Die Küche vor der Lehmhütte

Dienstagnachmittag hatte ich Ba in Alwar versprochen Prophylaxe-Instruktionen in der Schule zu machen. Laura, die gut Französisch spricht und auch oft gesehen hat, wie ich die Instruktionen mache, ist mitgekommen. Die ersten zwei Klassen haben wir zusammen gemacht. Danach haben wir uns aufgeteilt und waren dadurch einiges speditiver.

Prophylaxeinstruktion in einer Klasse.

Auf dem Rückweg haben wir eine Schülerin mitgenommen.

Unsere Unterkunft in Ndioum war das gleiche Hotel wie bei meinem aller ersten Besuch in Ndioum. Ein kleines einfaches Hotel in dem Vorort Gamadji. Afrikanisch und authentisch. Wenn man Christina fragt, vielleicht ein wenig zu authentisch. Am späten Abend hat sie, als ich am Einschlafen war, laut geschrien. Ich bin in ihr Zimmer gelaufen und sah ein doch recht großer Leguan, der an den Wänden rumgelaufen ist. Mit vereinten Kräften konnten wir ihn durch ein Loch verscheuchen und konnten das Loch zu stopfen. Am nächsten Morgen hat Christina einen erholten Eindruck gemacht und angeblich bestens geschlafen.

Die Behandlungen gingen sowohl in Alwar wie auch in Ndioum sehr gut.

Erstaunlich wieviel Arbeit es hier gibt. Die Leute hatten mehrheitlich extrem schlechte Zähne mit ausgedehnten Karies meistens an sämtlichen Backenzähne. Aber auf der andere Seite überraschend wie selten die fortgeschrittene Karies zu schmerzenden Zähne führte. Ihre Immunabwehr funktioniert, meiner Meinung nach, viel besser als bei uns. Weil es vorab hieß, dass wir nur Patienten mit Schmerzen behandeln, hat praktisch jeder Patient behauptet, dass es sowohl rechts wie links und auch oben und unten Schmerzen gab. Bei nähere Betrachtung stellten wie meistens fest, dass dies nicht der Fall sein konnte. Durch Inspektion und Abtasten können wir kontrollieren, ob es sich tatsächlich um Schmerzen handelt oder ob die Patienten einfach endlich einen Teil von alle ihren schlechten Zähnen loswerden wollen. Anfangs waren wir weniger restriktiv und haben beim gleichen Patient manchmal viele Zähne entfernt. Bei einer seiner ersten Patienten hat Sören sogar 14 Stück extrahiert. Um allen helfen zu können mussten wir selektiver werden und manchmal auch die Mut haben, den Patienten zu erklären, dass momentan keine Behandlung nötig sei, weil wir keine Inflammation und keine Schmerzen feststellen konnten. Wenn man bedenkt, dass alle Patienten vom frühen Morgen gewartet haben, nur um nach 20 Uhr mitgeteilt zu bekommen, dass sie unbehandelt nach Hause gehen können, ist es erstaunlich mit welcher Ruhe sie dies hinnehmen. Vor allem wenn man dann auch noch bedenkt, dass ihr Zuhause manchmal bis zu 20 Kilometer entfernt ist und die Strecke zu Fuß hingelegt werden muss.

Dafür hatten die Wartenden unter einander manchmal lauten Streit. Es ging praktisch immer um das Gleiche, nämlich die Reihenfolge, die eigentlich klar sein müsste, weil alles an Listen niedergeschrieben war. Aber Schreiben ist halt nicht wie bei uns. Viele der älteren Leute sind Analphabeten. Malick und Saidoo mussten mehrmals eingreifen um die Gemüter zu beruhigen.

Schlussendlich ist es uns wie auch in Alwar gelungen alle Patienten dran zu nehmen. Es waren lange, aber auch interessante Arbeitstage, die erst zwischen 20 und 21 Uhr zu Ende gingen. Als wir am letzten Tag nach 21 Uhr fertig waren, wollten wir uns beim Saidoo bedanken. Aber er war ohne sich zu verabschieden bereits gegangen. Doch nicht alles anders als früher!!

Um die Hitze tagsüber zu vermeiden sind wir am frühen Mittwochmorgen um 4 Uhr abgefahren. Dadurch hatten wir die ersten 6 Stunden auch praktisch keinen Verkehr und sind ohne Zwischenhalt bis zu unserem Hotel in Saly durchgefahren.

Gemeinsames Zähneputzen auf dem Schulhof von der Primarschule Diohine

Mbetite und Diohine:

Von einem Extrem ins andere. Im Gegenteil zum Norden hatten wir in den beiden Dörfern Mbetite und Diohine eher zu wenig Arbeit. Total frustrierend, aber leider nicht ganz unerwartet.

Als ich mich vor zwei Jahren entschied statt den Norden das kleine Dorf Mbetite ins Auge zu fassen, kam dies aus der Überlegung uns den weiten Weg in den Norden zu ersparen. An den beiden Reisetagen verlieren wir wertvolle Zeit, wo wir hätten arbeiten können.

Ich hatte bereits beim ersten Senegalbesuch zusammen mit Ute Wild Mbetite besucht. Vorletztes Jahr haben wir dann zum ersten Mal sowohl Behandlungen wie auch Prophylaxearbeit gemacht. Bereits damals war bei den Behandlungen nicht gerade großer Andrang und wir haben deshalb letztes Jahr das Nachbardorf Diohine angehängt. Der Leiter des Gesundheitsposten in Mbetite Babacar hat die beiden letzten Jahre seine Vorarbeit versäumt und erst bei unserer Ankunft angefangen Patienten zu rekrutieren.

Wir waren deshalb gespannt, ob seine Prognose für dieses Jahr halten würde. Er hat mir am Telefon zugesichert, dass es viele Patienten geben würde.

Am morgen früh haben wir ihn in Mbetite abgeholt und sind zusammen nach Diohine gefahren. Leider mussten wir feststellen, dass es dort praktisch gar keine Patienten gab. Nachdem wir unseren drei Behandlungseinheiten aufgebaut haben und die ersten Patienten behandelt hatten, sind wir in der Schule nebenan gegangen. Wir hatten letztes Jahr in dieser Primarschule zum ersten Mal eingeführt, dass die Lehrer zusammen mit den Schülern jeden Morgen gemeinsam die Zähne putzen. Leider war gerade Prüfungstag, aber wenigstens konnten wir in der Pause mit den Lehrern und Schülern reden und feststellen, dass es leider nicht wie erhofft funktioniert hat.

Bereits nach einer Woche hatten sie mit der Zahnputzübungen aufgehört.

Ernüchternd.

Erstes Mal Zähneputzen

Jeder Anfang ist schwierig

200 Meter entfernt liegt eine andere Privatschule. Wir wurden trotz fehlender Vorankündigung herzlich empfangen und die Lehrerschaft war sehr leicht von unseren Ideen zu begeistern.

Anstatt in jede einzelnen von den 13 Klassen zu gehen, haben wir eine gemeinsame Prophylaxeinstruktion im Schulhof gemacht. Die Lehrer haben uns anschließend zum Mittagessen eingeladen. Um nicht zu viel Zeit zu verlieren haben wir gefragt, ob wir das Essen auf dem nächsten Tag verschieben könnten. Dies war dann kein Problem und wir konnten dadurch anschließend nach Mbetite fahren, wo wir mit der Schulleitung den Neubau besprochen haben.

Die Primarschule in Mauren hatte mich letztes Jahr gefragt, ob ich bitte schauen würde, ob es ein geeignetes Projekt für Sponsoring in Senegal geben würde. Als der Schulleiter in Mbetite mir gesagt hat, sie bräuchten dringend mindestens noch ein Klassenzimmer, habe ich gedacht, dies wäre doch genau etwas für die Schule in Mauren. Die Schule in Mauren war sofort einverstanden und ist zurzeit damit beschäftigt Geld für den Neubau durch verschiedene Projekte zu sammeln. Um genügend Geld zusammen zu bekommen, habe ich auch beim LED (liechtensteinischen Entwicklungsdienst) angesucht. Sie haben zugesagt und das Geld von LED wurde bereits nach Senegal zu Malick überwiesen. In Alwar war dann auch bereits die ersten Baumaterialien wie Backsteine und Sand angekommen.

Sobald die Schule in Mauren ihre Sammelaktion abgeschlossen hat, werden wir die zweite Überweisung machen. Erfahrungsgemäß wird dies vermutlich nicht ganz reichen und wir suchen deshalb zusätzlichen Sponsoren.

Zum Thema Schulbau in Mbetite habe ich bereits einen Vortrag in PM Mauren und PM Schaanwald gemacht.

Nach der Besichtigung und Teetrinken sind um 16 Uhr die Schüler zurück von der Siesta gekommen. Auch hier haben wir die Gelegenheit genutzt und eine Prophylaxeinstruktion im Schulhof gemacht.

Die doch eher enttäuschende Anzahl Patienten hat bewirkt, dass wir mit Babacar ein ernsthaftes Gespräch führen mussten. Er hat es auf äußeren Umstände geschoben und zum Beispiel gesagt, dass vor allem die Beerdigung in Diohine, wo die sonst super zuverlässige Leiterin Schwester Clauthilde gehen musste, Schuld an den fehlende Organisation sei. Er hat aber beteuert, dass für den morgigen Tag ganz viele Patienten bestellt seien. Eine Liste konnte er jedoch nicht vorweisen und ich habe deshalb nachgehakt und gefragt wie viele es dann sei und habe darauf hingewiesen, dass wir durchaus bis zu 100 Patienten pro Tag behandeln können. Er wollte dann für den folgenden Tag zwei Teams bilden, was für uns jedoch logistisch kaum möglich ist. Wir haben deshalb abgemacht, dass wir am Vormittag in Diohine bleiben, wo alles sowieso aufgestellt und installiert war und falls es genug Patienten gibt, am Nachmittag in Diohine abbauen und in Mbetite alles aufbauen. Ich habe daraufhin ihm klar gemacht, dass damit dieser Aufwand sich rentiert, wir mindestens 30 Patienten brauchen. Sonst müssten die wenigen Patienten zu uns im Nachbardorf fahren.

Am nächsten Morgen hatte Babacar dann stolz eine Liste von genau 31 Namen gezeigt. Wir haben deshalb abgemacht, dass wir nach Diohine weiterfahren und er die 31 Patienten für den Nachmittag organisiert.

In Diohine angekommen wurden wir dann zum Glück gleich von Schwester Clauthilde begrüßt. Sie leitet die katholische Gesundheitsstation und hat uns letztes Jahr mit der Organisation sehr geholfen. Im Warteraum saßen an diesem Morgen jedoch nur 6 Patienten. Als ich sie dazu gefragt habe, hat sie gesagt, dass Babacar sie überhaupt erst vorgestern Mittwoch informiert hatte, dass wir kommen. Dies obwohl ich ihm bereits einen Monat im Voraus darüber informiert hatte. Gestern hatte sie dafür gesorgt, dass der Priester unserer Anwesenheit in der Messe verkündet, aber leider hat er es vergessen. Sie hat darauf den Schulleiter von der Schule die uns zum Mittagessen eingeladen hatte, angerufen. Ich bin dann selber in die Schule gegangen und konnte mit zwei Lehrern 26 Schüler mit Schmerzen zu uns bringen. Die insgesamt 32 Patienten haben bedeutet, dass wir für den Vormittag wenigstens genug Patienten hatten.

Danach waren wir bei der Schulleitung und die Lehrer haben uns zum Mittag eingeladen. Sehr interessant zu erfahren wie die Lehrer zusammen leben.

In Mbetite kam dann der nächste Rückschlag. Statt 31 warteten nur gerade 2 Patienten und noch dazu wurde uns mitgeteilt, dass Babacar nach Dakar gefahren war. Ich wäre beinahe explodiert und musste mich zusammen nehmen, um meinem Frust nicht an den anderen Angestellten raus zu lassen.

Hätte Babacar uns wenigstens angerufen, hätten wir sicher in Diohine weiter arbeiten können. Für zwei Patienten haben wir unsere mobile Praxis nicht aufgebaut. Besonders unglücklich war, dass der eine Patient den ganzen Weg von Diohine gemacht hatte. Als wir am Mittag in Diohine abgebaut haben, haben wir Seur Clauthilde gesagt, dass wenn jemand mit Schmerzen kommt, könne er in Mbetite behandelt werden. Und nun stand er denn da. Zum Glück nahm er es mit Humor, als ich ihm die unglückliche Situation erklärt habe. Obwohl er es zunächst nicht für nötig gehalten hat, habe ich auf eine gewisse finanzielle Kompensation bestanden.

Wir haben dann die freie Zeit genutzt um Sophie Camara anzurufen. Sofie ist mit unserem Chauffeur You befreundet und hatte durch ihn von unsere Arbeit erfahren. Sie hatte You vorab gesagt, dass sie uns sehr gerne treffen wollte, weil sie sich eine zukünftige Zusammenarbeit sehr gut vorstellen könnte.

Sophie hat gleich zugesagt und deshalb sind wir sofort Richtung Mbour gefahren. Sophie hat ein Internat für gehörlose Kinder aufgebaut und dazu auch noch eine Schule mit 680 Kinder. Beides wird ausschließlich privat finanziert. Als wir sie trafen war sie mit 30 der 84 Gehörlosen Kinder bei einem Ausflug nach Mbour gefahren. Dort hatten sie ihr selbstgebautes Karussell aufgebaut. Als Motor diente ein Fahrrad.

Es war wirklich sehr interessant Sophie erzählen zu hören und wir haben gleich abgemacht, dass wir uns am nächsten Tag im Internat treffen würden.

Internat für gehörlosen Kinder in Warang

Am Samstag sind Sören und ich nach einem gemeinsamen Ausflug in den Safaripark Bandia nach Warang gefahren. Warang ist normalerweise etwa 30-40 Minuten südlich von unserem Hotel, aber wegen dem Samstagsverkehr hat es fast eine Stunde gedauert.

Aber es hat sich gelohnt- Vor allem wegen unserer zukünftigen Arbeit in der Region.

Wir hatten mit Sophie abgemacht, dass wir die Gelegenheit nutzen um Prophylaxeinstruktionen bei den Gehörlosen Kindern zu machen. Weil alles natürlich in Zeichensprache übersetzt werden musste, hat es mehr als doppelt so lange als die üblichen 10 Minuten gedauert. Aber es hat sich gelohnt. Die Ruhe und die intensen Augen der Kinder waren sehr eindrücklich. Bei dem anschließenden Gespräch mit Sophie wurde klar, dass Sophie zukünftig eine gute Partnerin für uns werden könnte. Wir haben mit ihr abgemacht, dass wir nächstes Jahr nicht nur Instruktionen an den Behinderten Kinder machen, sondern auch in der Schule mit den 680 Kindern und dass wir dir Kinder dann auch behandeln dürfen. Geeignete Räumlichkeiten sind vorhanden und es sollte reichlich zu tun geben.

Sophie hatte uns zuvor gebeten einige von ihren Kinder in den Mund zu schauen. Alle hatten ausgedehnt Karieslaesionen.

Am Sonntag, unserem letzten Tag in Senegal, haben wir viel über unsere zukünftige Tätigkeit in diesem wunderschönen Land gesprochen. Eines war sehr schnell klar. Alle waren dafür die Arbeit in Mbetite zu beenden.

Die Zusammenarbeit mit Babacar ist einfach zu schlecht. Ziemlich frustrierend, weil auch in Mbetite haben wir die anderen Jahren gesehen, dass die Zahngesundheit genau so schlecht wie im Norden (und vermutlich überall in Senegal) ist. Aber wenn die Bevölkerung nicht darauf hingewiesen wird, dass wir kommen und sie endlich die Möglichkeit hätten ihre schmerzenden Zähne behandeln zu lassen, macht es einfach keinen Sinn.

Kein seltener Blick in Senegal

Wir werden deshalb auch nächstes Jahr wieder in den Norden fahren. In Ndioum und Alwar hatten wir eigentlich alle nur gute Erfahrungen gemacht. Saidoo hatte sich zwar nicht verabschiedet, aber sonst hatte es perfekt mit der Zusammenarbeit (sowohl mit ihm, den Verantwortlichen in Alwar und auch mit Malick), geklappt. Es dauert zwar lange in den Norden zu fahren, aber es lohnt sich. Und wenn wir angekommen sind, sind die Wege sehr kurz. In Mbetite haben wir jeden Tag zweimal eine Strecke von 75 Minuten fahren müssen.

Nach dem Norden möchten wir in Zukunft die Schüler und die Gehörlosen in Warang betreuen.

Auch dieses Jahr hat unserem Team gut harmoniert. Alle haben einander geholfen und von Anfang bis zum Schluss herrschte eine lockere ungezwungene Atmosphäre. Wie letztes Jahr habe ich mit Christina gearbeitet und Sören mit seiner Tochter Laura. Christina und ich können uns abwechseln weil wir beide Zahnärzte sind. Dies ist manchmal sehr willkommen. Bei 40 Grad Celsius, kann es körperlich sehr belastend sein, Zähne am Laufband zu extrahieren.

Die anderen können sich nicht abwechseln und haben es entsprechend streng!

Für Sören, Christina und Laura war es bereits der dritte Einsatz.

Sören hat eine Privatpraxis in Lichtensteig in Toggenburg. Er hat sich zu einer wichtiger Stütze für mich entwickelt, sowohl in Senegal, wie auch mit den Vorbereitungen vorher. Er ist derart engagiert, dass er nicht nur seine Geliebte sondern auch die Hälfte seiner Familie mitbringt.

Christina ist ebenfalls mit Leib und Seele dabei und für unseren Einsatz ebenfalls unersetzlich. Sie bildet zusammen mit mir und Sören den Vorstand des Vereins Zahnärzte für Afrika. Sie arbeitet in einer Privatpraxis in Toggenburg, bei einem meiner dänischen Kollegen, Bent Nymann in Ebnat Kappel.

Laura ist die älteste von zwei Töchtern von Sören. Sie zeigt großes Interesse für die Arbeit und hat sich nun endgültig entschieden Zahnmedizin zu studieren – viel Glück bei der Aufnahmeprüfung in Bern!

Helle ist die Schwester von Sören und arbeitet in einer Privatpraxis in Dänemark. Sie ist von Natur aus eher ruhig und in der Lage selbst bei 40 Grad Celsius einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie und Dzenita waren zum zweiten Mal dabei. Dzenita ist die Einzige die nicht aus Dänemark kommt. Sie ist Montenegrinerin und Partnerin von Sören. Sie arbeitet als ausgebildete Dentalassistentin in der Praxis von Sören. Von Natur aus freundlich und hilfsbereit und nächstes Jahr hoffentlich als Schweizerin dabei.

Wie auch im letztem Jahr haben alle Teilnehmer bereits während des Aufenthaltes bestätigt, dass sie auch nächstes Jahr gerne mitkommen. Ich freue mich auch schon!

Ein ganz großer Dank an alle Teilnehmer – ihr habt alle super Arbeit geleistet und zur angenehmen, entspannten und lustigen Atmosphäre beigetragen.

Ebenfalls möchte ich unseren Sponsoren und die Personen die mir bei der Sponsorensuche geholfen haben, danken. Dank Eurer Hilfe können wir unseren Einsatz auch in den nächsten Jahren noch weiter ausbauen.

Kontoverbindung Zahnärzte für Afrika

VPBank, Vaduz. Kontonr: 50.372.100.001

IBAN: LI40 0880 5503 7210 0000 1

Sponsoren: Matt Druck, Leone Ming, komm.li – Clemens von Vogelsang, Kaladent, Ebnat, Allied Finance

Nach Hause kommen ist auch schön.